Kleidung auf Weltreise, mit gutem Gewissen?

Was du an Kleidung für eine Weltreise so brauchst findest du auf praktisch jedem Reiseblog. Wie kannst du aber vor und während deiner Reise möglichst Nachhaltig damit umgehen? Wir teilen mit dir unsere Tipps und Gedanken.

Kleidung auf Weltreise, mit gutem Gewissen?

Nachhaltige Mode auf deiner Weltreise

Der Gedanke daran, was du alles auf deine Weltreise einpacken solltest, kann überfordernd sein. Gleichzeitig willst du nicht zu viel mitnehmen, denn wenn du mit deinem Rucksack unterwegs bist, bist du um jedes eingesparte Gramm froh.

Uns war es wichtig, dass unsere Kleidung von guter Qualität und funktional ist. Doch ein weiterer Aspekt, auf den wir uns bereits seit geraumer Zeit achten, ist die Nachhaltigkeit.

Ein Dauerbrenner auf Reisen hinsichtlich der Nachhaltigkeit ist das Thema (Plastik-)Abfall, zurecht! Egal ob im Himalaya-Gebirge, am Strand in Indonesien oder in den wuseligen Strassen von Vietnam. Überall liegt Müll. Dagegen kannst du bereits mit kleinen Massnahmen viel bewirken, wie z.B. ein Jutebeutel zum Einkaufen mitnehmen, Mehrwegbecher für deinen Kaffee to go dabei haben, Müll am Strand einsammeln und wenn du doch mal einen Plastiksack erhältst, verwende diesen mehrfach bis er zerfällt.

💡
Faktencheck: Rund 60 % aller Kleider enthalten Kunststofffasern, 35 % des Mikroplastiks in den Meeren stammt von Textilien.
Quelle: fashionrevolution.ch

Nun aber zurück zu den Kleidern. Was kannst du hierfür tun? Wir schreiben diesen Beitrag, weil uns vor ein paar Jahren die Bilder der Fast-Fashion Mülldeponie in der Atacama-Wüste in Chile schockierten. Falls dir das neu ist, hat Watson.ch zu diesem Thema einen eindrücklichen Bericht geschrieben. Schätzungen zufolge landen 40'000 Tonnen Kleider jährlich in der Wüste. Das sind über 100 Tonnen täglich! Was für gigantische Zahlen, nicht? Doch nicht nur Chile ist davon betroffen, auch in ostafrikanischen Ländern wie Tansania oder Kenia landet sehr viel Mode-Müll. Die Abfallberge bestehen aus Altkleidern und, wie es der Name schon sagt, durch den Überschuss der Fast Fashion Produzenten.

Um einen Eindruck davon zu gewinnen, schaut euch das dreiminütige YouTube Video von BBC News an. Hier wird sogar von 60'000 Tonnen jährlich gesprochen.

The fast fashion graveyard in Chile's Atacama Desert - BBC News

Für uns war schnell klar, dass wir uns ab sofort auch in diesem Bereich bewusster verhalten wollen. Wenn auch du etwas dagegen unternehmen möchtest, können wir dir für deine Weltreise (oder auch für Zuhause) folgende Tipps mitgeben.

5 Tipps, um nachhaltig für deine Weltreise zu packen

Nimm die Kleider, welche du bereits hast

Klingt banal, macht aber einen grossen Unterschied. Versuche möglichst alles, was auf deiner Packliste steht, mit deinem jetzigen Kleiderbestand zu packen. Was ist nachhaltiger als deine Kleider, die du bereits hast, bis zum Ende von ihrem Lebenszyklus zu tragen.😉 Zudem kommt es auch deinem Sparschwein zu Gute.

💡
Schon gewusst? Laut fashionrevolution.ch braucht es 2'720 Liter Wasser, um ein T-Shirt herzustellen. So viel, wie wir normalerweise über einen Zeitraum von drei Jahren trinken.

Recherchiere was das Zeug hält

Nachdem du Probe gepackt hast, weisst du, was du wirklich noch brauchst. Nimm dir Zeit und recherchiere nach fairen Marken. Sie weisen meist auch eine bessere Qualität auf als die Fast Fashion Variante. Alternativ kannst du im Freundeskreis, Online (Tutti, Facebook Market) oder in Secondhand Läden nach guten Occasions-Teilen Ausschau halten. Faire Marken findest du zum Beispiel unter nachhaltigleben.ch. Die haben gute Auflistungen zu verschiedensten Sparten wie Sport, Outdoor oder Bademode. Hinterfrage aber trotzdem immer nochmals selbst, ob das handeln des jeweiligen Labels wirklich nachhaltig ist oder ob es nur ein "gekauftes" Zertifikat ist für ein besseres Marketing.

Kaufe vorausschauend

Wenn du etwas kaufen möchtest, überlege dir, ob du dies auch nach deiner Weltreise brauchen kannst oder anziehst. Ein Beispiel hierfür können Wanderschuhe sein. Nur weil du die eine oder andere Wanderung für deine Weltreise einplanst, aber Zuhause nie Alpin gehst, müssen es nicht gleich die super stabilen und hohen Wanderschuhe sein, welche nach deiner Reise im Keller vergammeln. Unterwegs kann man vieles an Ausrüstung mieten und es kommt dich erst noch günstiger.

Denke Multifunktional

Katja hat zum Beispiel eine kurze Sporthose dabei, die nebst Sport auch als normale Alltagshose oder als Pyjama-Hose im Hostel funktioniert. Bei Nicolas ist es das klassische Hemd. Chic zum Abendessen, offen getragen lässig am Strand oder wenn es kühler ist passt ein T- Shirt darunter. Die Ärmel hochgekrempelt oder lang lassen als Sonnenschutz. Halt Multifunktional.😎

Unser Pro-Tipp - dein eigenes Nähset

Pack ein kleines Nähset ein. Wir haben doch schon das eine oder andere Loch kurzerhand selbst geflickt.

GIF Maus steckt einen Faden durch die Nadel
von Giphy

Was kannst du während der Reise für nachhaltige Mode tun?

Reparieren statt ersetzen

Wie erwähnt kam unser Nähset schon einige Male zum Zuge. Wenn nur eine Naht aufgegangen ist, lässt sich das mit ein paar Stichen im Handumdrehen selbst flicken. Katja's lange Leggins hat nach unserem 2-Monatigen Roadtrip durch Vietnam sehr gelitten.🙈 Eine Schneiderin hat alle Löcher wunderbar mit einem "Blätz" Stoff geflickt. Auch die Birkenstock Sandalen haben wir schon einige Male geklebt und die Sohle hat uns ein Schuhmacher in Taiwan repariert. Du siehst, überall auf der Welt gibt es eine Lösung. In anderen Regionen sind es sich die Menschen noch gewohnt, Dinge zu reparieren. Nicht so wie in unserer westlichen Wegwerfgesellschaft.

Erkenne den Grund für deinen Einkauf

Rabatte oder Schnäppchen verleiten uns dazu, mehr zu kaufen als das wir benötigen. Unser Hirn signalisiert uns, dass wir uns diesen super Deal nicht entgehen lassen dürfen. Doch frag dich vor dem Kauf, warum du dies möchtest. Weil du es brauchst oder einfach weil es dir gerade gefällt und günstig ist? Wir haben daher angefangen, erst dann etwas neues zu kaufen, wenn es damit ein Teil ersetzt, was endgültig sein Lebensende erreicht hat. Ein einfacher aber wirksamer Tipp.

Wenn kaufen, dann bewusst

Ganz ehrlich, auf alles verzichten ist nicht immer einfach. Gerade wenn du an einem tollen Ort bist und diesen Moment mit einem Andenken festhalten möchtest, ist ein Souvenir oder ein Shirt von dieser Gegend eine schöne Sache. Vielleicht findest du einen Shop der lokal und fair produziert. Manchmal kannst du sogar die Produktionsstätten besichtigen. So kannst du dir gleich selbst ein Bild davon machen, ob du dort eine Investition tätigen möchtest.

Buy less, choose well, make it last. - Vivienne Westwood

Verschenken statt wegwerfen

In Hostels gibt es oftmals die Möglichkeit, Dinge die man nicht mehr braucht, kostenlos dort zu lassen. Natürlich nur noch brauchbare. So findet deine Wintermütze oder dein Strandkleid einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin. Wir haben auf beiden Wegen schon Erfahrungen damit gemacht. Sachen abgegeben und Sachen gefunden. Katja kann sich von ihrem gefundenen Jumpsuit seit Japan nicht mehr trennen. 😉 Nicht vergessen, auch die Einheimischen freuen sich immer über Geschenke.

💡
Faktencheck: 150 Milliarden Kleidungsstücke werden jährlich produziert, doch allein in Amerika werden jedes Jahr etwa 14 Millionen Tonnen Kleidungsstücke weggeworfen. Das sind über 36 kg pro Person, in der Schweiz sind es durchschnittlich 6,3 kg.
Quelle: fashionrevolution.ch

Second Hand auf der ganzen Welt

Gerade in Grossstädten wie Osaka oder Hanoi gibt es ganze Viertel voll mit Secondhand- und Vintage Läden. Aber auch in kleineren Ortschaften findest du immer mal wieder hübsche Shops mit Waren aus zweiter Hand. Doch Achtung, dass du dich nicht in ein vermeintliches Secondhand Geschäft verirrst, welches eigentlich nur neue Kleidung im Vintage Stil zu stolzen Preisen anbietet.

Unser Rückblick - funktionieren diese Tipps?

Wir reisen seit November 2023 um den Globus und haben mit diesen Gedanken im Hinterkopf gute Erfahrungen gemacht. Für uns ist die Suche nach nachhaltigen Herstellern oder Secondhand-Läden schon fast Tradition geworden. Es macht Spass, in diesen Geschäften rumzustöbern, die Gegenden sind meist hip und zugleich ist es spannend zu sehen, woher die Klamotten kommen. Wer weiss, ob wir jemals etwa aus einem Schweizer Altkleidersack finden werden.

Klar, wir sehnen uns hin und wieder nach mehr Abwechslung in unserer Garderobe und ja, wir haben auch schon bei einem Strandverkäufer ein Souvenir gekauft, von dem wir nicht wissen, woher es wirklich stammt. Auch wir lernen
täglich dazu und versuchen unser Wissen in diesem Bereich zu vergrössern und unsere schöne Erde ein Stückchen besser zu machen.

Welche Erfahrungen hast du hinsichtlich Fast Fashion bereits gemacht? Wir sind um alle Tipps bezüglich nachhaltiger Mode, auf Reisen oder Zuhause, dankbar.


SRF: Die Folgen von Billigmode
Watson: Die Fast Fashion Müllhalde
nachhaltigleben.ch: Wo du in der Schweiz Fair Fashion kaufst
fairlyfab: Kaufsucht - Wie uns Fast Fashion manipuliert
Fashionrevolution.ch