Die Künstliche Intelligenz als Reisepartner
Künstliche Intelligenz, KI, AI oder welches Wort auch immer du für diese Wunderwerke bereits gelesen hast, eines haben alle gemeinsam: Sie sollen uns Menschen unterstützen. Doch ist KI wirklich ein guter Reisepartner und wie funktioniert das überhaupt?
Zuerst Klartext: Was bedeutet Künstliche Intelligenz
Simpel ausgedrückt, ist eine KI nichts anderes als ein Programm, welches vorgegebene Berechnungen ausführt. Sogenannte Algorithmen. Wobei das grundlegend nichts Neues ist. Die ersten “intelligenten Algorithmen” wurden bereits in den 50er Jahren entwickelt. Das Ganze klingt nun sehr abstrakt. Fragen wir doch eine der bekanntesten KI-Anwendungen einmal selbst, was Künstliche Intelligenz ist. Die Antwort von ChatGPT lautet:
Künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf ein Gebiet der Informatik, das sich auf die Schaffung von Maschinen oder Software konzentriert, die intelligentes Verhalten zeigen. Das Hauptziel der KI ist es, Maschinen zu entwickeln, die menschenähnliche Fähigkeiten wie Lernen, Verstehen, Problemlösen, Wahrnehmen und Interagieren aufweisen können.
Also zusammengefasst können wir sagen, dass diese Mechanismen helfen sollen, Probleme zu lösen, die für das menschliche Denken zu abstrakt sind oder uns im Alltag von “wichtigeren” Dingen abhalten.
Die letzten Jahre ist ein regelrechter KI Boom ausgebrochen und jede Firma versucht "Künstliche Intelligenz" in ihren Produkten unterzubringen. Ob alles wirklich so bezeichnet werden kann oder ob es lediglich als Marketinginstrument dient, sei dahingestellt. Sei also vorsichtig, nicht überall wo KI drauf steht ist auch wirklich KI drin.
Welche Daten werden in der Reisebranche gesammelt?
Und wie weit wird eine solche Intelligenz ins zukünftige Reisen vordringen? Das ist ebenfalls eine spannende Frage und es gibt durchaus verschiedene Ansichten. Durch die Unmengen an Daten, welche heutzutage von jedem Menschen mit Internetzugang generiert werden, lassen sich persönlich abgestimmte (Reise)Profile erstellen. Google und Co. kennen deine Vorlieben beim Reisen, welche Restaurants du gerne besuchst und in welche Unterkünfte du am liebsten eincheckst. Um dir einmal kurz bewusst zu machen, was alles gesammelt wird und wie dein Reiseprofil aussehen könnte.
10 Beispiele für die tägliche Datensammlung (auf Reisen)
- Deine Google-Maps-Standorte
- Deine Zufriedenheit anhand deiner Bewertungen
- Deine SmartWatch erfasst deine Körperwerte 24/7
- Hotelbuchungen durch Booking.com / Airbnb etc.
- Die Verweildauer an einzelnen Orten, durch Google Maps
- Durchschnittliche Entscheidungszeit, bis du eine Unterkunft buchst
- Der Standort und die Zeit von geknipsten Fotos
- Deine Tour Buchungen durch GetYourGuide
- Deine Flugsuche und Buchungen durch bekannte Flugseiten
- Generelle Recherche über Destinationen
Die Liste könnte unendlich lange weitergeführt werden. Die Möglichkeiten sind gewaltig, ein wenig erschreckend und gleichzeitig sind wir bei vielen Themen noch nicht so weit, dass aus diesen Daten tatsächlich ein Nutzen gezogen werden könnte. Die grösste Hürde besteht darin, alle Daten über die x-verschiedenen Plattformen miteinander zu verknüpfen. Die vorhandenen Datenmengen sind riesig!
Wie viele Daten produzieren wir Menschen denn nun?
Siehe die Statistik von Statista. Pro Jahr werden über hundert Zettabyte Daten in der Welt generiert. Ein Zettabyte ist etwa eine Milliarde Mal so gross wie dein Notebook-Speicher. Unvorstellbar. Man stelle sich die ganzen Energieressourcen vor, welche für das aufgewendet werden... Aber das ist ein anderes Thema.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/267974/umfrage/prognose-zum-weltweit-generierten-datenvolumen/
Du siehst, gerade Google weiss extrem viel über dich. Deine Daten sind natürlich anonymisiert und du bist lediglich als Nummer hinterlegt (hoffentlich😄). Nun gibt es zwei Seiten der Medaille. Zum einen können diese Datenkraken als unethisch oder gefährlich bezeichnet werden, zum anderen können aber auch unglaublich viele nützliche Funktionen durch diesen riesigen Datenpool und die automatisierte KI-Auswertung hervorgebracht werden.
3 potenzielle Ideen für nützliche KI Reisepartner
Wir haben uns gefragt, welche konkreten Anwendungen wir für Reisende nützlich fänden. Das Gedankenkarussell kann natürlich noch weiter gedreht werden, aber diese Funktionen würden uns gerade jetzt sinnvoll erscheinen.
Automatische Unfallerkennung auf der ganzen Welt, inklusive Notsignal an deine Liebsten
Dafür werden zum Beispiel Bewegungsdaten, dein Standort, Körperdaten deiner Smartwatch und vielleicht sogar deine letzten Handyfotos benötigt. Grundlegende Funktionen wie die Unfall- oder Sturzerkennung sind zum Beispiel bereits bei der Apple Watch integriert oder es gibt Apps, welche auf deinem Smartphone installiert werden können. Das volle Potenzial wird hier aber noch nicht ausgeschöpft und gerade das Zusammenspiel zwischen Vitalwerten, Notruf GPS und Bilddokumentation wäre spannend.
Automatisierte Routenvorschläge für deine nächste Reise
Anhand von deinen vergangenen Reisedaten weiss die KI genau, welche Vorlieben du hast und was dein Reisestil ist. Du bist bei Unterkünften gerne Low-Budget unterwegs, aber beim Essen bevorzugst du zweimal in der Woche ein Gourmet-Dinner? Kein Problem. Anhand deiner vergangenen Buchungen, Standorte und Bewertungen kennt dich deine persönliche KI ganz genau. Vielleicht fliessen sogar noch die letzten WhatsApp-Nachrichten mit ein, in welchen du euphorisch über das 5-Sterne-Menü am Strand erzählt hast. Das wäre durch Natural Language Processing (NLP) und eine Sentiment-Analyse durchaus möglich. Dadurch werden mithilfe von Algorithmen die Emotionen in einem Text erkannt.
Dynamische Preisgestaltung von Touren
Was bei Flügen bereits versucht wird, könnte auch auf gängige Touristenattraktionen und Touren übertragen werden. Erkennt das System durch vergangene Daten, dass an gewissen Uhrzeiten und Tagen die Nachfrage höher ist, steigt der Preis. Ist die Nachfrage geringer, sinkt er. Auch das wird in gewissen Massen bereits gemacht. Schau dir zum Beispiel mal die Preise während der Hochsaison, verglichen mit der Nebensaison, an. Stell dir aber vor: Diese Preise werden live und dynamisch generiert, zum Beispiel durch zusätzliche Wetterdaten? Vielleicht ist gerade Hochsaison, aber für eine Whalewatching-Tour ist es vielen Touristen zu regnerisch. Anhand des Wetterberichts könnten die Preise trotzdem gesenkt werden, und da du als Weltreisender wetterfest bist, profitierst du von dem kostengünstigen Angebot. 😉
Diese Beispiele zeigen auf, wo der Weg hinführen könnte. Es gibt Dutzende weitere Anwendungsfälle in diesem Bereich. Schlussendlich basieren viele Lösungen auf unseren Daten und der sinnvollen Auswertung. Um aber zurück in die Realität zu kommen: Viele Firmen sind noch weit davon entfernt, solche Auswertungen zu machen. Lediglich die grossen Techkonzerne haben vor einigen Jahren erkannt, dass Daten das neue Öl sind.
Wie hilft dir die KI bereits heute bei deiner Reise?
Ziemlich sicher hast du während der Reise bereits einmal Teile eines solchen Algorithmus benutzt, denn dein Smartphone ist vollgepumpt damit. Seien es gewisse Funktionen des Google Translators, automatisierte Buchungsvorschläge bei Airbnb und nicht zuletzt die neuesten Videos in deinem Social-Media-Feed. Das sind bereits einfache Anwendungen von künstlicher Intelligenz, welche wir seit Jahren benutzen, aber uns wahrscheinlich nicht bewusst sind.
Da das Smartphone auf deiner Reise wohl meist griffbereit ist, zeigen wir dir drei nützliche KI-gestützte Apps, welche dir das Reiseleben erleichtern können.
Google Lens
Google Lens ist wohl eine der bekanntesten Apps, und trotzdem ist diese Funktion nicht allen bekannt. Google Lens ist sozusagen eine visuelle Suchmaschine. Sie benutzt maschinelles Lernen und Computervision, um Objekte, die du fotografierst, im Internet zu suchen. Das Ganze klingt nun noch nicht so hilfreich, aber hast du gewusst, dass Google Lens auch in deinem Google Translator vorhanden ist? Tippe in der App unten rechts auf das Kamerasymbol, um die Lens Funktion zu öffnen. Damit ist jede kryptische Speisekarte im Handumdrehen in deine Sprache übersetzt. Von gewissen Ausgangssprachen gibt es teilweise noch immer lustige Übersetzungen wie “Gebratene gelbe Curry-Finger", aber im Prinzip funktionierts. So konnten wir beim Thema Essen bislang einige Stolperfallen vermeiden, wenn wir nicht gerade Lust auf “Abendessen-Bingo” hatten. 😉
TripIt
Diese nützliche App sortiert dir deine Reisepläne. Du wirst es selbst merken. Wenn du mehrere Monate unterwegs bist, wirst du unzählige Unterkünfte und Transporte buchen. Über all das den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach, und alle Daten irgendwo manuell zu übertragen, war uns zu viel Aufwand. Dadurch sind wir auf die App Tripit gestossen. Um unsere Übersicht zu erhalten, können wir ganz simpel die Buchungsbestätigungen per E-Mail an diese App weiterleiten und die KI liest die wichtigsten Daten aus, um den Reiseplan zu erstellen. Das funktioniert sehr gut mit den gängigen Buchungsplattformen und bekannten Airlines. Noch nicht optimal klappt es zum Beispiel bei kleineren Airlines wie AirRarotonga auf den Cook Islands. Damit kam die KI noch nicht zu Gange, aber dafür ist auch gesorgt. Es gibt die zusätzliche Option, manuell Daten einzutragen oder in der App selbst die Buchungsbestätigung per PDF hinzuzufügen.
Sprachmodelle (ChatGPT)
Das ist jetzt nicht mehr der neueste Schrei, aber hast du schon einmal probiert, mit Hilfe von ChatGPT, Google Gemini oder Claude nach Sehenswürdigkeiten zu suchen? Da diese Modelle nur auf bereits vorhandenen Daten beruhen werden dir bestimmt nicht die geheimsten Orte und Routen vorgeschlagen. Es gibt aber in sehr kurzer Zeit eine gute Übersicht über mögliche Reiserouten. Zudem können die Daten im Handumdrehen mit Informationen zum grössten Besucheraufkommen oder zu weiteren Sehenswürdigkeiten in direkter Nähe angereichert werden. Das alles, ohne dass du die entsprechende Website verlassen musst, um die Recherche anderweitig fortzuführen.
Werden wir im Hotel bald von einem Roboter begrüsst?
Aktuell wird in vielen Teilgebieten geforscht. Bis wir aber einen Roboter tatsächlich nicht mehr von einem Menschen unterscheiden können, wird es noch eine Weile dauern. Doch es gibt bereits bemerkenswerte Videos dazu - schau dir zum Beispiel einmal dieses an. Bist du über die menschlichen Gesichtszüge ebenfalls so verblüfft wie wir?
Auch Elon Musk ist mit Tesla in der Entwicklung eines Roboters namens Optimus, welcher gespickt sein soll mit künstlicher Intelligenz. Auch dieser Mann kann für plötzliche Überraschungen in diesem Bereich sorgen.
Was du heute aber bereits in einigen Teilen Asiens entdecken kannst sind Roboter als Servicepersonal. Zum Beispiel in einigen Restaurants der Hot-Pot Kette "Haidilao". Auch in Japan, gibt es das eine oder andere "Robot" Restaurant. Von menschlichen Interaktionen ist dieses Servicepersonal aber noch weit entfernt. Doch gerade dieser Austausch, macht einen schönen Restaurantbesuch aus.
Zwei smarte Reisepartner aus der Schweiz
Wir haben uns zwei Schweizer Startups im Bereich KI & Tourismus genauer angeschaut.
HYLL
Das Startup HYLL entwickelte KI, welche dir basierend auf deinen Präferenzen die besten Schweizer Ausflugstipps fürs Wochenende direkt in dein WhatsApp spült. Über 10'000 Ausflugsziele sind vorhanden und sie arbeiten mit namhaften Partnern wie der Ferienregion Andermatt oder Intersport zusammen.
In der dazugehörigen App können die Vorlieben eingestellt werden und es werden auch direkt mögliche Ausflugsziele, basierend auf deinem Standort, angezeigt. Zudem gibt es eine Funktion, um dich mit deinen Freunden zu verbinden und gleiche Interessen, basierend auf den gespeicherten Ausflugszielen, zu entdecken.
Destibot
Die Destibot Lösung aus Chur geht in eine andere Richtung. Sie bietet einen KI gestützten ChatBot der nächsten Generation für Tourismus Destinationen an. Die Kommunikation verläuft über gängige Messenger wie WhatsApp oder Telegram.
Dieses Modell wird mit spezifischen Daten der entsprechenden Destination, zum Beispiel Elm Sportbahnen (Dort ist die Lösung bereits im Einsatz), gefüttert und kann dadurch den Kunden Antworten auf persönliche Fragen geben. Die aktuelle Wetterlage, Auslastungen von Wanderwegen und die Pistenkonditionen können live abgerufen werden. Der Destibot kann ebenfalls einen Tisch im Restaurant reservieren. Es wäre zudem möglich, direkt über den Chat Tickets zu kaufen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und diese Anwendung ist relativ neu auf dem Markt. Wir sind gespannt, auf welchen Websites der Destibot in Zukunft zu finden ist!
Fazit: Reisen im Zeitalter von KI
Reisen ohne eine Datenspur zu hinterlassen ist heutzutage fast unmöglich. Ausser du hast kein Internet fähiges Gerät und lebst in einer abgeschiedenen Waldhütte in Alaska. Wobei... Dieser Gedanke ist für uns Reisende vielleicht gar nicht so schlimm. 😉
Es wird in Zukunft in die Richtung gehen, dass alle Angebote und Vorschläge zum Thema Reisen noch genauer auf dich abgestimmt sein werden. Das perfekte Reiseerlebnis, zusammengestellt von einem Programm. Allgemeine Reisebüros werden überflüssig. Wir denken, dass sich Reiseberater auf eine spezielle Nische fokussieren müssen, um den Kunden ein einmaliges und authentisches Erlebnis bieten zu können. Alles andere wird von KI früher oder später abgelöst.
Bleib neugierig und informiere dich über die aktuellen Themen. Sie sind allgegenwärtig und werden unsere Zukunft bestimmen.