Nachhaltige Ernährung auf Reisen
Sind wir ehrlich - egal ob es ein 2-wöchiger Urlaub ist oder du dich auf einer Weltreise befindest. Neben dem Erleben von neuen Kulturen, Menschen und Sehenswürdigkeiten ist auch das Thema Essen allgegenwärtig. Wie ist eine nachhaltige Ernährung auf Reisen überhaupt möglich? Wir geben dir Tipps.
Nahrung als Grundbedürfnis
Nahrung ist nicht nur ein Grundbedürfnis. Nahrung oder anders gesagt, die Ernährungsform, ist für manche sogar ein Lifestyle. Wir verbinden Essen mit guten und manchmal mit schlechten Erinnerungen und wenn man schon mal in einem fremden Land ist, ist es unserer Meinung nach ein Muss, die lokalen Köstlichkeiten zu testen.
Was bedeutet nachhaltige Ernährung?
Essen ist viel mehr, als nur Nahrung aufzunehmen, um satt zu werden. Vor allem in unserer Wohlstandsgesellschaft können und sollten wir uns damit auseinandersetzen, woher unser Essen kommt und wie es produziert wurde.
Gesund
Dass der Burger der bekanntesten Fast Food Kette der Welt (wir nennen sie liebevoll “zur goldenen Möwe” 😂) nicht wirklich gesund ist, weisst du selbst. Doch du musst nicht nur von Luft und Liebe leben. Gesund bedeutet, dass die Lebensmittel frisch, wenig bis gar nicht verarbeitet und möglichst biologisch sind, was Anbau und Haltung betrifft. Achte dich im Supermarkt darauf, was die Lebensmittel enthalten (Stichwort Zusatzstoffe) und ob sie vielleicht mit einem Bio-Gütesiegel oder Ähnlichem zertifiziert sind. Das Fairtrade-Label, welches wir in der Schweiz unter Fairtrade Max Havelaar kennen, verbietet ebenfalls den Einsatz von gefährlichen Pestiziden und fördert den Schutz natürlicher Ressourcen. Leider gibt es auch Labels, welche mehr auf finanzieller anstatt gesunder Basis vergeben werden, wenn du verstehst was wir meinen. 💰
Darum gehe öfters auf lokale Märkte. Dort kannst du die Produzenten direkt über die Produktion der Lebensmittel befragen. Wir finden das gerade in fremden Ländern interessant und hatten auf diese Art und Weise bereits eine gute und spassige Unterhaltung mit einem Chili-Händler auf Lombok, Indonesien.
Hinsichtlich Ernährung ist eine ausgewogene Ernährung gesund. Auch das ist wahrscheinlich klar, denn würdest du dich nur von Bio-Tomaten ernähren, bringt dir das Bio-Label schliesslich auch nicht viel. Dann fehlt es dir sehr schnell an verschiedensten Nährstoffen wie Vitamine, Eiweisse, Fette und Mineralstoffe. Kennst du das Buch “Darm mit Charme” von Giulia Enders oder die Netflix-Doku “Hack your Health”? Falls nicht, grosse Empfehlung unsererseits!👍 Es geht darin um unser zweites Gehirn, den Darm. Beim Darm denken viele nur an das Endprodukt, und ja, das ist nicht besonders sexy. 💩 Doch dieses tolle Organ kann so viel mehr, wir müssen es nur richtig füttern. Ausgewogen eben. Wenn du unterwegs die Möglichkeit hast, selbst zu kochen, dann schau, dass das Gemüse aus allen Farben besteht und du mindestens eine Proteinquelle wie Tofu, Eier oder Hülsenfrüchte dabei hast.
Nochmals zurück zu den Zusatzstoffen. Viele Lebensmittel enthalten Zusatzstoffe, die wir hauptsächlich als E-Nummern kennen. Auf nachhaltigleben.ch findest du einen spannenden Beitrag dazu, welche Nummern was bedeuten und welche sogar gefährlich für uns Menschen sind.
Umweltschonend
Gemäss der SGE werden in der Schweiz fast 30% der Gesamt-Umweltbelastungen durch die Ernährung verursacht, noch vor der Mobilität. Bei Umweltschonend spielen mehrere Faktoren mit.
Weniger Plastik
Unsere Umwelt kannst du schonen, indem du weniger Plastik verbrauchst. Wir selbst haben immer unseren Jutebeutel und Früchte-Netzli dabei, damit wir möglichst keine zusätzlichen Plastiksäcke benötigen. Wenn dann doch mal ein Plastiksack zum Einsatz kommt, dann verwenden wir diesen weiterhin auch für andere Zwecke wie dreckige Wäsche oder als Auslaufschutz für Flüssigkeiten. In Japan sind Abfalleimer in der Öffentlichkeit praktisch inexistent. Dann wurde der Plastiksack zum Abfallsack für unterwegs umfunktioniert.
Deine eigenes Reisegeschirr
Dies gilt auch für Einweggeschirr. Unterwegs haben wir Tupperware-Boxen und Campingbesteck dabei. Gerade an Reisetagen füllen wir morgens unsere Boxen, damit wir Snacks oder gleich das Mittagessen dabei haben. Der grösste und sogleich einfachste Gamechanger ist jedoch die Trinkflasche mit Filter. Wie viele Plastikflaschen und somit auch bares Geld wir bereits dank unserer LifeStraw Trinkflaschen auf der Weltreise sparen konnten, ist ein enormer Mehrwert für uns und für die Umwelt. Definitiv Win-Win. 💪
Die Transportmittel
Weiter kannst du die Umwelt schonen, indem du zu Fuss oder mit dem Velo einkaufen gehst. Gehört zwar mehr in die Kategorie Mobilität, spielt jedoch bereits auf den nächsten Punkt hin. Denn wenn du im Laden stehst, achte dich auf die Herkunft der Produkte. Beispiel: Wir beide sind in Dörfern aufgewachsen, die für den Spargelanbau bekannt sind. Daher wissen wir, wann die Spargelsaison ist und daher kommt uns nur Spargel aus der Heimat auf den Teller und kein Import aus Peru.😂 Natürlich ist von saisonal und regional die Rede.
Saisonal und regional
Auf Reisen recherchieren wir, was einheimische Früchte und Gemüse sind und was davon Saison hat. Gerade in tropischen Ländern schmecken die lokalen Früchte sowieso um ein Vielfaches besser, wenn sie erntefrisch und vor allem reif im Laden landen oder direkt ab Hof gekauft werden können. So fanden wir auf Langkawi unglaublich leckere Ananas direkt beim Verkaufsstand neben einer Plantage oder in Neuseeland frische Yams auf dem Bauernmarkt. Dies gilt auch für Fleisch. In der Schweiz gibt es tolle Möglichkeiten, regional direkt vom Bauernhof Fleisch und Geflügel zu beziehen. Auf Reisen kannst du zum Beispiel wunderbar frischen Fisch von den lokalen Fischern beziehen. Also denk beim nächsten Einkauf daran und schau nach, ob deine Lieblingsfrucht gerade Saison hat oder per Flugzeug eingeflogen wurde.
Ressourcenschonend
Im Duden steht hierzu, die vorhandenen Ressourcen in verantwortungsvoller Weise zu nutzen. Wenn wir mal ein Auge auf den ökologischen Fussabdruck der Schweiz werfen, dann hat die Schweiz bereits am 27. Mai 2024 das Jahresbudget an regenerativen Ressourcen aufgebraucht. Wenn wir alle Länder zusammen anschauen, dann fiel der sogenannte Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag) laut dem Global Footprint Network genau auf unseren Nationaltag, den 1. August 2024. 😢
Der Earth Overshoot Day markiert das Datum, an dem die Nachfrage der Menschheit nach ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen in einem bestimmten Jahr das übersteigt, was die Erde in diesem Jahr regenerieren kann.
In den Definitionen von ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen steht nichts explizites über Lebensmittel. Daher haben wir dir ein paar Beispiele kreiert:
- Der Mensch zerstört den natürlichen Lebensraum von Bienen und anderen Insekten, damit die neu gewonnene Fläche für den Anbau von Tierfutter genutzt werden kann. Die Fläche, sprich Land, ist in diesem Fall die ökologische Ressource. Diese Veränderung fördert den negativen Klimawandel. Wusstest du, dass in Korea bereits ein Teil der Obstbäume per Drohne bestäubt wird? Nicht, weil sie in Korea Drohnen super toll finden, sondern weil wegen des Klimawandels keine Bienen mehr kommen. This is a crazy world! 🐝
- Fleisch, Milch und andere tierische Produkte verbrauchen deutlich mehr Wasser und Energie als pflanzliche Lebensmittel. Denn in ihrem Herstellungsprozess fliessen Aufzucht, Haltung und die Ernährung der Tiere mit ein. In diesem Fall ist Wasser eine ökologische Ressource.
- Auch beim Konsum pflanzlicher Lebensmittel solltest du genau hinschauen. Es gibt einen Unterschied, ob du Tomaten während der Saison geniesst oder im Winter, wenn sie in beheizten Gewächshäusern kultiviert werden. Das Gewächshaus wird mit Strom betrieben und Strom wird mit einer natürlichen Ressource generiert, wie Sonnen- oder Windenergie.
Jeder von uns kann aber bereits mit ein paar kleinen Schritten diesem traurigen Trend entgegenwirken.
Vermeide Food Waste
Gemäss foodwaste.ch geht in der Schweiz im Schnitt jedes dritte Lebensmittel zwischen Feld und Teller verloren oder wird verschwendet. Jede Person wirft durchschnittlich 320 Gramm pro Tag weg, also fast eine ganze Mahlzeit!
Kaufe unterwegs zum Kochen in der Hostelküche oder für den Camper nur so viel, wie du wirklich benötigst. Gib den zweibeinigen Karotten auch eine Chance und, wenn du kannst, rette Lebensmittel. In Supermärkten oder teils auch Bäckereien kannst du kurz vor Ladenschluss Lebensmittel, die nahe am Ablaufdatum sind, oft mit Rabatten einkaufen. Mit diesen Tipps hilfst du nicht nur der Umwelt, sondern schonst auch dein Portemonnaie auf Reisen.
Wenn du im Restaurant mit grossem Hunger zu viel bestellt hast, dann lass dir die Reste einpacken. Wenn du jetzt sogar deine Tupperware-Box dabei hast, bist du echt ein Umwelt-Hero! 🦸 Solltest du beim selber Kochen Reste haben, dann verwende diese kreativ. Kreiere ein neues Menü am nächsten Tag oder bevor etwas verdirbt, schenke es einem anderen Hostel Gast. Vielleicht gibt es Tiere in deinem Umfeld, denn wer hat als Kind nicht auch schon altes Brot an die Enten verfüttert? Doch beim Füttern von Tieren sollte immer Vorsicht geboten sein. Nicht alle Lebensmittel sind dafür geeignet.
Die richtige Lagerung von Lebensmittel ist ebenfalls wichtig. Wasserhaltige Gemüsesorten wie Gurken oder Tomaten halten ausserhalb des Kühlschrankes länger. Gerade wenn du mit dem Camper unterwegs bist, kann dieses Wissen hilfreich sein, da die Kühlmöglichkeiten oftmals begrenzt sind.
Ist es einfach, sich unterwegs nachhaltig zu ernähren?
Abschliessend können wir sagen, dass es gerade unterwegs als Backpacker nicht immer einfach ist, all diese Tipps umzusetzen. Doch wir versuchen es jeden Tag aufs Neue. Manchmal sind wir echte Umweltprofis und manchmal schmerzt uns das Herz, wenn wir uns extra in ein Café setzen, und der Kaffee dann trotzdem in einem Plastikbecher serviert wird (in Vietnam leider keine Seltenheit) oder wir vor lauter Hunger “einen Seich” bestellen. 🙈
In der Zwischenzeit sind wir keine Backpacker mehr, sondern leben im Camper. Mit der eigenen Küche unterwegs zu sein macht es definitiv einfacher, all diese Punkte zu berücksichtigen. Wir können unsere Menüs besser planen und kaufen aufgrund der reduzierten Platzverhältnisse keine Massen ein. Gerade befinden wir uns in Neuseeland, da gibt es Sonntags in vielen Ortschaften Bauernmärkte - lieben wir! ❤️
Wenn dir dieser Beitrag gefällt und du in Zukunft den einen oder anderen Tipp umsetzen kannst, wird es dir Mutter Erde danken. 🌍